Utilisateur:OPAN/brouillon/historismus

Une page de Wikipédia, l'encyclopédie libre.

Historismus in der Schweiz[modifier | modifier le code]

Lausanne, actuel Palais de Justice, ancien Tribunal fédéral

Zur Verbreitung des Historismus in der Schweiz trugen die um 1830 aufkommenden Architekturzeitschriften, Bildungsreisen und die Ausbildung von Schweizer Architekten in München, Berlin, Paris und Mailand bei. Mit Gottfried Semper wurde 1855 ein grosser Theoretiker und führender Entwurfsarchitekt an das Eidgenössische Polytechnikum in Zürich berufen. Sempers Tätigkeit in der Schweiz markiert die erste Phase des schweizerischen Historismus. Sie zeichnet sich durch eine klassizistisch anmutende, zurückhaltende Formgebung aus, die im Wesentlichen auf der freien Übernahme der italienischen Renaissance-Architektur beruht. Zu Sempers wichtigsten Bauten in der Schweiz gehören das Polytechnikum in Zürich (1858-1864), das Stadthaus in Winterthur (1865-1868) und das Geschäftshaus Fierz in Fluntern (heute Gemeinde Zürich, 1865-1868). Zu den wichtigsten Bauten des Historismus in der Schweiz zählen zudem der Hauptbahnhof Zürich (von Jakob Friedrich Wanner, 1865-1871), das ehemalige Bundesgericht in Lausanne (von Benjamin Recordon, 1881-1886), das ehemalige Verwaltungsgebäude der Gotthardbahn in Luzern (von Gustav Mossdorf, 1886-1888), die Kirche Enge in Zürich (von Alfred Friedrich Bluntschli, 1892-1894), das Schweizerische Landesmuseum in Zürich (von Gustav Gull, 1892-1898), und das Bundeshaus in Bern (Westteil von Friedrich Studer, 1852-1857, Ostteil 1888-1892, Mittelteil 1894-1902, beide von Hans Auer).

Auch renommierte ausländische Architekten bauten in der Schweiz: Pierre Joseph Edouard Deperthes die Kirche St. Peter und Paul in Bern, Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc die schottische Kirche in Lausanne, George Edmund Street die englischen Kirchen von Mürren, Lausanne und Vevey sowie Friedrich Schmidt die Hauptpost in Basel. Die Engländer Sir Joseph Paxton und George Henry Stokes errichteten 1858 nach französischen Vorbildern in Pregny-Chambésy das Maison Rothschild. Der unmittelbare Einfluss des französischen Historismus setzte sich in der Schweiz jedoch erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts durch, zuerst in der Westschweiz, wo Jacques-Elisée Goss ab 1862 in Genf Villen, Wohnhäuser und öffentliche Bauten (u.a. das Grand Théâtre, 1874-1879) errichtete, kurze Zeit später auch in der Deutschschweiz. Hier erbaute Jakob Friedrich Wanner 1872-1876 das Bankgebäude der Schweizerischen Kreditanstalt am Paradeplatz in Zürich. Die Wiener Architekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer errichteten ebenfalls in Zürich 1890-1891 das Opernhaus und 1893-1895 die Tonhalle in üppiger neubarocker Formensprache. Neben den Konzert- und Theaterbauten verkörperte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Grand Hotel mit einer schwülstigen Mischung von Formen der Spätrenaissance und des französischen Barocks den Historismus französischer Prägung.

Grossbürgerliches Lebensgefühl, die Freude an der Repräsentation, die Lust am Aussergewöhnlichen und der Optimismus der späten Gründerjahre drängten den Historismus Ende des 19. Jahrhunderts zu einem den bürgerlichen Massengeschmack repräsentierenden Universalstil romantisch-eklektischer Prägung (Bürgerhaus). Unter dem Architekten Heinrich Honegger-Näf entstand in Zürich in Seenähe das Weisse Schloss (1890-1893), ein Gebäudekomplex mit zerklüfteter Silhouettenwirkung und eklektischer Formensprache. Am Alpenquai (heute General-Guisan-Quai) erbaute Heinrich Ernst das Rote Schloss (1891-1893), einen aus mehreren Häusern bestehenden schlossartigen Wohnkomplex in üppig wuchernden Louis-XIII-Formen.

Bei allen Ansätzen zur Regionalität bildete der Historismus in der Schweiz sowenig wie andernorts einen nationalen Stil aus, auch nicht bei Verwaltungs- und Staatsbauten. Trotz nationaler Färbungen zeigt auch das im Stil und Formenvokabular eines überdimensionierten Hotels der Belle Epoque erbaute Bundeshaus in Bern, dass es sich bei der eklektischen Baukultur des Historismus letztlich nicht um ein nationales, sondern um ein internationales Phänomen, um den Stil des 19. Jahrhunderts schlechthin handelt.

Schweizer Netzwerk für Historismus (Réseau suisse de l'historicisme - Rete svizzera dello storicismo - Rait svizra d'istorissem)[modifier | modifier le code]

Das Schweizer Netzwerk für Historismus vereinigt Fachleute aus Universitäten, Museen und der Denkmalpflege. Es hat sich zum Ziel gesetzt, das reiche Erbe des Historismus in der Schweiz zu erforschen, zu valorisieren und international zu positionieren. Das Untersuchungsfeld umfasst Architektur, Innenausstattung und Kunstgewerbe aus dem späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert. Um den fachlichen Austausch zu fördern, organisiert das Netzwerk jedes Jahr die Schweizer Tagung für Historismus, die allen Interessierten offen steht und Vorträge und Besichtigungen umfasst. Die Forschungsergebnisse werden in Form von wissenschaftlichen Aufsätzen in einer elektronischen Zeitschrift veröffentlicht: Nr. 1 Historistische Architektur und Ausstattungen erforschen und erhalten: eine Bestandsaufnahme und Nr. 2 Das globale 19. Jahrhundert: Kunst- und Technologietransfer. Die Publikationen sind auf der Website historismus.ch frei zugänglich.

Zitiervorschlag[modifier | modifier le code]

André Meyer: "Historismus (Kunst)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.02.2015. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011185/2015-02-19/, konsultiert am 22.11.2022.

Siège du Crédit Suisse à Zurich
Musée national suisse à Zurich
Eglise écossaise de Lausanne
Palais fédéral à Berne
150px|link=Historisches Lexikon der Schweiz|HLS Diese Fassung des Artikels basiert auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht. Sollte der Artikel so weit überarbeitet und ausgebaut worden sein, dass er sich erheblich vom HLS-Artikel unterscheidet, wird dieser Baustein entfernt. Der ursprüngliche Text und ein Verweis auf die Lizenz finden sich auch in der Versionsgeschichte des Artikels.

Modèle:Dokumentation

En français[modifier | modifier le code]

Modèle:HLS

André Meyer, « L'historicisme en Suisse » dans le Dictionnaire historique de la Suisse en ligne, version du .